Keypoints

⦁ Die Bevölkerung in Berlin und dem Berliner Umland nimmt seit 2010 zu,
⦁ Nachdem der spezifische Pro-Kopf-Wasserverbrauch in Berlin und Brandenburg nach 1990 zurückgegangen ist, steigt er seit einiger Zeit wieder stärker an
⦁ Es ist daher auch zukünftig mit einem steigenden Wasserbedarf in der Metropolregion zu rechnen,
⦁ Die Schwankungen in den Jahren 2018 und 2021 zeigen, dass der Wasserbedarf auch von weiteren Faktoren beeinflusst wird wie bspw. zunehmende Trockenheit oder Pandemie. Diese sollen zukünftig bei den Wasserbedarfsprognosen berücksichtigt werden.

Herausforderungen

Derzeitige Grundlage der Ermittlung der Trinkwasserbedarfs- und Abwasseranfallsprognose der Berliner Wasserbetriebe sind die Bevölkerungsprognose des Senats sowie die historischen, quartiersbezogenen Wasserverbräuche von Haushalten, Gewerbe, Industrie und sonstigen Kunden. Der bisherige, gut funktionierende Ansatz, erfolgt in Form einer Trendextrapolation. Wasserverbräuche in Trockenjahren werden bereits in die Betrachtung einbezogen.

Aktuelle Entwicklung des Berliner Wasserbedarfs, © BWB, veröffentlich über https://www.wasser-bewegt-berlin.de/2022/04/nachlese-25-stadtgespraech-wasser-bewegt-berlin/

Wie aus den Schwankungen des Wasserbedarfs der letzten Jahre ersichtlich wird, gibt es neben der Bevölkerungsentwicklung und Trockenheit offenbar noch weitere Faktoren, die einen Einfluss auf den Wasserverbrauch haben. Auch aufgrund der langen Planungszyklen in der Wasserwirtschaft bis weit über das Jahr 2050 hinaus, kommt die aktuelle Bedarfsprognose in ihrer Vorhersagekraft an die Grenzen.

Daher erweitern die Berliner Wassertriebe den bisherigen Ansatz mit folgenden Implikationen:
⦁ Die Bevölkerungsentwicklung allein bildet keine ausreichende Grundlage für die Ermittlung der Bedarfsprognose.
⦁ Veränderte klimatische Rahmenbedingungen und weitere Faktoren wie bspw. das Verbrauchsverhalten haben einen Einfluss und bedürfen einer weitergehenden Analyse.
⦁ Die Berücksichtigung von unvorhergesehenen oder Extremereignissen wie z.B. Pandemie- oder Krisensituationen erlauben die Entscheidung in Investitionen auch unter Unsicherheit.
Deshalb haben die Berliner Wasserbetriebe sich das Ziel gesetzt, die Trinkwasserbedarfs- und Abwasseranfallsprognose durch eine Multifaktorenanalyse auszubauen und mit Szenarien zu unterlegen.

Methoden

Der erweiterte Ansatz soll einerseits die bestehende Bedarfsprognose durch eine Multifaktorenanalyse weiter ausbauen und andererseits vor dem Hintergrund unvorhergesehener Ereignisse durch Szenarien absichern. Sowohl die Multifaktoren- als auch die Szenarioanalyse setzen auf die bisherige Trendextrapolation auf. In der Multifaktorenanalyse werden mittels Data-Science Methoden sowie Experteninterviews politische, rechtliche, sozioökonomische, technologische und klimatische Einflussfaktoren und Wechselwirkungen identifiziert. Darauf aufbauend erfolgt die Entwicklung von explorativen Szenarien. Dabei werden Störereignisse oder sogenannte Wildcards sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeiten berücksichtigt.

Ausgehend von der bisherigen Trendextrapolation werden so durch Überlagerung der Einflüsse und ihrer Wechselwirkungen schlecht- und bestmögliche Ausprägungen (best-case, worst-case) für die Zukunft dargestellt. Der so entstandene Szenarien-Trichter zeigt die Bandbreite an möglichen Zukunftsentwürfen. Unter Berücksichtigung der strategischen Unternehmensziele und Vorgaben kann schließlich aus den Szenarien das wahrscheinlichste ermittelt werden.

Das Verfahren kann auch auf die Wasserbedarfsprognose der Gebiete in Brandenburg übertragen werden. Hier werden die Erkenntnisse aus der in 2017 gegründeten Initiative Trinkwasserversorgung Metropolenregion Berlin‐Brandenburg (https://www.bwb.de/de/pressemitteilungen-202025586.php) Eingang finden.

Die Ergebnisse des so ermittelten, zukünftigen Bedarfs werden als Input für die verwendeten Modelle in AP5 verwendet

Konzeptionelle Vorgehensweise der erweiterten Bedarfsprognose (© BWB)